Bad Belzig, 14. Dezember 2021. • Keine Insolvenz bei den Stadtwerken. • Zukünftig mit neuem starken Partner für die Region.
Die außerordentliche Stadtverordnetenversammlung hat am 14. Dezember beschlossen, den Stadtwerken Bad Belzig ein Darlehen in Höhe von 1,6 Mio. Euro zu gewähren. Dieser Schritt war nötig geworden, nachdem die kommissarische Geschäftsführung am 22. November festgestellt hatte, dass das Unternehmen durch Fehler des früheren Geschäftsführer Hüseyin Evelek in eine gefährliche Schieflage geraten war.
„Die heute von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Lösungsstrategie zielt darauf ab, die Zahlungsfähigkeit – und damit die Stadtwerke mit den Sparten Gas, Fernwärme, Wasser und Abwasser – zu erhalten und eine Insolvenz abzuwenden. In der Stromsparte sowie Geschäftsfeldern wie E-Mobilität etc. streben wir eine starke Vertriebspartnerschaft an. Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze bei den Stadtwerken und lokale Gestaltungsräume zu erhalten,“ erklärt Bad Belzigs Bürgermeister Roland Leisegang im Anschluss an die außerordentliche Stadtverordnetenversammlung.
Zwei Baustellen
”Wir haben es jetzt mit zwei Baustellen zu tun,” so der Bürgermeister, der die Öffentlichkeit bereits in der vorvergangenen Woche über die Schieflage informiert hatte. ”Zum einen hat der frühere Geschäftsführer keine ausreichenden Mengen an Strom und Gas beschafft, um die vertraglichen Versorgungspflichten abzudecken.” Da sich die Großhandelspreise derzeit auf einem historisch nie dagewesenen hohen Niveau bewegen, entstünde dadurch zu Jahresbeginn eine Unterdeckung im Strom- und Gasgeschäft, so Leisegang.
Zum anderen habe der ehemalige Geschäftsführer seine Befugnisse überschritten, indem er unzulässige Warentermingeschäfte hinter dem Rücken des Aufsichtsrats und des Gesellschafters getätigt hätte, erklärt der Bürgermeister. Zum genauen Umfang könnten jedoch keine Angaben gemacht werden: „Wir sind jetzt mit der strafrechtlichen Aufarbeitung und Prüfung dieser Vorgänge befasst. Es handelt sich um einen eklatanten Vertrauensbruch,“ erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Paul.
Zukunft der Stadtwerke wird gesichert
Die Stadtverordnetenversammlung stellt mit dem zurückzuzahlenden Kredit jetzt sicher, dass die Stadtwerke zumindest zu den aktuellen Preisen Erdgas und Strom am Markt einkaufen können. Somit wird das Risiko weiter steigender Preise vermieden, da nach übereinstimmender Meinung von Marktexperten die Großhandelspreise auch im neuen Jahr weiter anziehen werden.
Ab Februar/März geben die üblichen Abschlagszahlungen der Kund:innen den Stadtwerken neue Liquidität. Die Terminpreise am Gasmarkt werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte sinken. „Somit kann aus unserer Sicht die Unterdeckung mittelfristig wieder ausgeglichen werden,“ sagt Tobias Paul.
Maßnahmen zum Schutz von Kunden und Beschäftigten
Angesichts der weiterhin turbulenten Situation auf den Energiegroßmärkten liegt der Einkaufspreis über den derzeitigen Erlösen. Wie viele andere Versorger in Deutschland, die aktuell am Spotmarkt einkaufen, müssen die Stadtwerke Bad Belzig daher zum 1. Februar 2022 die Preise erneut deutlich erhöhen. „Wir wollen alles in unserer Macht Stehende tun, um Kundinnen und Kunden vor den Belastungen zu schützen,“ erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Paul. „Unserer kommissarischen Geschäftsführung ist es gelungen, einen starken Partner in der Region zu gewinnen, der unseren Kundinnen und -kunden im Strombereich ein attraktives Angebot für den Wechsel des Versorgers macht.“
„Mit den heute von den Stadtverordneten beschlossenen Maßnahmen sollen neben dem Schutz der Kunden und Kundinnen vor allem auch Arbeitsplätze gesichert und der Stadt Handlungsspielräume zukünftig erhalten bleiben,“ erläutert Bürgermeister Roland Leisegang.