Kein Scherz: Am 19. November ist Welttoilettentag – sanitäre Versorgung im Fokus
Etwa ein Drittel der Menschen hat keinen Zugang zu einer Toilette oder zu hygienischen sanitären Einrichtungen – zwar nicht hier in Bad Belzig, jedoch global gesehen. Denn was für uns ganz normal ist, bleibt in manchen Ländern ein unerreichbarer Wunschtraum. Deshalb hat eine internationale Initiative vor über 20 Jahren erstmals den „Welttoilettentag“ ausgerufen. Aus diesem Anlass erinnern wir daran, dass auch bei uns zu Hause die gewohnte WC-Spülung kein Selbstläufer ist.
Schmutzwasser als Gemeinschaftsaufgabe
Gut ein Viertel des Trinkwassers, das wir hierzulande verbrauchen, nutzen wir für die Toilettenspülung. Das sind über 30 Liter am Tag. Wir kümmern uns nicht nur darum, dass es frisch im Spülkasten ankommt – wir stellen auch sicher, dass das Schmutzwasser zuverlässig entsorgt wird. Denn diese Aufgabe gehört zur Daseinsfürsorge, für die wir in unserer Stadt die Verantwortung tragen. Ein eigenes Team aus vier Mitarbeitern kümmert sich darum, etwa 50 Kilometer Abwassernetz in Bad Belzig instand zu halten. Das Wasser, das wir verbraucht haben, hat eine lange Reise vor sich – begleitet von alledem, was sich darin befindet. Schon seit vielen Jahrzehnten ist gesetzlich geregelt, dass Abwässer nicht einfach so in Flüsse oder Seen eingeleitet werden dürfen. Neben den biologischen Hinterlassenschaften befindet sich schließlich darin vieles, was definitiv nicht in die Natur gehört: Toilettenpapier, Abfälle, Fette, Waschmittel, Salze und Chemikalien.
Klare Sache: Wasseraufbereitung in Bad Belzig
Diese Mischung macht sich Tag für Tag von den Häusern auf den unterirdischen Weg in den Schwanebecker Weg. Hier befindet sich das Bad Belziger Klärwerk, das wir zuletzt 2021 ausgebaut haben. Das Schmutzwasser durchläuft in der Anlage eine mehrstufige Wellness-Behandlung. Zuerst wird mit dem Rechen grober Abfall wie Binden, Feuchttücher oder Toilettenpapier herausgefiltert. Danach fließt das Abwasser in den Rundsandfang, wo sich Sand und Co. absetzen. Anschließend geht es weiter in die sogenannten Belebungsbecken. Im dortigen Belebtschlamm-Gemisch haben Mikroorganismen ihren großen Auftritt: Sie zersetzen biologische Stoffe und spalten Stickstoffverbindungen auf. Damit sie dabei nicht aus der Puste kommen, wird Sauerstoff ins Becken geleitet. Parallel bindet Polyaluminiumchlorid die gelösten Phosphorverbindungen, die sich im Schlamm absetzen. In Nachklärbecken sinkt der Schlamm zum Beckenboden und kann abgepumpt werden. Das gereinigte Abwasser ist nun wieder klar und gelangt zu den Bodenfiltern. Dort kann es bis zum Grundwasserleiter versickern. Der anfallende Klärschlamm ist ebenfalls alles andere als wertlos: Hieraus entstehen Düngemittel, Biogas oder Brennstoff für Biomasse-Kraftwerke.
Jede Klospülung zählt
Unser Abwasser-Team ist kontinuierlich damit beschäftigt, die Anlage auf dem neuesten technischen Stand zu halten und die Qualität des aufbereiteten Wassers zu überprüfen. Aber auch die Einwohnerinnen und Einwohner können dazu beitragen, dass auch in Zukunft der Hygiene-Standard hoch bleibt. Der bewusste Umgang mit der Klospülung. Stopp-Tasten und wassersparende Spülkästen tragen dazu bei, weniger kostbares Trinkwasser zu verschwenden. Außerdem gehören Abfälle, Medikamente oder Speisereste nicht in die Toilette, sondern in den Hausmüll. Wer das beherzigt, entlastet nicht nur die Kläranlage – sondern auch Karsten Kohl und seine Mitarbeiter.